31 Mai 2009

Horror! Shock! Frenzy!

Trailers from Hell ist die inspirierendste, schönste, lustigste Website der Welt. Wer denkt, dass er hat schon alles gesehen hat, wird hier jeden Montag, Mittwoch und Freitag eines Besseren belehrt, wenn sogenannte Grindhouse Gurus wie John Landis, Larry Cohen und Rick Baker vergessene Perlen der Filmkunst bergen, private und professionelle Einblicke in ihre Kinosozialisierung geben und die verschwindende Kunst des filmischen Übertreibung feiern. The Wayward Cloud sprach mit Joe Dante über das von ihm ins Leben gerufene Projekt und ließ sich von ihm zehn seiner liebsten Trailer kommentieren.

Joe Dante (rechts) und eines seiner Geschöpfe

Herr Dante, wie kam es zu Trailers from Hell?

Joe Dante: Ich habe eine ziemlich große Sammlung von Trailern und fand es immer schade, dass sie in meinem Keller versauerten und niemand sie zu sehen bekam. Mir kam die Idee einer Website, auf der wir diese Filme veröffentlichen und über sie sprechen. Da meine Sammlung vorwiegend aus Genrefilmen besteht, sollte Trailers from Hell, der Name sagt es schon, sich anfangs nur um Horror und Exploitation drehen. Doch es kamen immer mehr Kommentatoren hinzu, der eine wollte einen Western besprechen, der nächste ein Musical, das Spektrum wurde breiter, doch der Name blieb. Mittlerweile sind zwei Drittel meiner Sammlung online, und ich sehe mich nach neuen Quellen um. Viele der veröffentlichten Trailer sind sonst nirgends mehr zugänglich, selbst wenn der betreffende Film auf DVD veröffentlicht wird, dann meist nur mit einem Reissue-Trailer oder einer Version ohne Text, die fürs Ausland hergestellt worden ist.

Sie haben Ihre Karriere als Trailer Editor für Roger Cormans New World Pictures begonnen. Was haben Sie dort über das Medium gelernt?

Ich hatte damals schon eine ausgeprägte Vorliebe für Trailer und empfand den Job als eine interessante Einführung in das Filmemachen. Es geht darum, das Material zu komprimieren, und man entwickelt dabei einen sehr genauen Blick für einzelne Einstellungen und ihre Relevanz in Bezug auf die Gesamtstruktur des Films. Ich habe dadurch für meine spätere Arbeit als Regisseur gelernt, dass man Szenen nicht unbedingt jedes Mal in viele Perspektiven und Einstellungen aufzulösen braucht, um erzählerisch voranzukommen. Außerdem lernte ich Schnelligkeit, bei Corman ging es ja immer um möglichst große Effizienz in allen Produktionsbereichen. Da es sich hauptsächlich um billig produzierte Exploitation-Streifen handelte, hatten wir sehr viel Freiheit im Umgang mit dem Material. Bei vielen Trailern versprachen wir Dinge, die im Film nicht vorkommen, und verwendeten Einstellungen aus anderen Filmen. Mir war es auch immer wichtig, rausgeschnittene Szenen in den Trailer zu packen, um sie der Nachwelt zu bewahren.

Gibt es den Beruf des Trailer Editor heute immer noch?

Nein, die Idee des "Ein Trailer, ein Mann" gibt es mittlerweile nicht mehr. Die war schon am Aussterben, als ich damals anfing. Heute heuern die Studios auf gut Glück irgendwelche Promo-Firmen an, um die Trailer zu machen, manchmal auch mehrere zugleich, und aus den fertigen Produkten wird dann der eigentliche Trailer zusammengeschnitten. Wegen dieses unpersönlichen und hybriden Entstehungsprozesses sehen die Trailer heute auch alle gleich aus, und zwar in allen Ländern. Früher hat jeder Verleiher seine eigene Kampagne gestartet und die Trailer entsprechend verändert, heute wird jeder Film überall gleich vermarktet.

Das klingt so, als ob die Kunst des Trailers für Sie am Aussterben ist.

Es gibt ein paar, die was taugen, aber wie oft kann man sich Menschen ansehen, die von Explosionen davonlaufen? Es werden immer dieselben Bilder und Phrasen benutzt. Das am häufigsten benutzte Wort ist übrigens "Now".

Was zeichnet einen guten Trailer aus?

Ich persönlich bevorzuge die übertriebenen Trailer der 1940er und 50er Jahre. Und viele von denen, die die Regisseure selbst überwacht haben – Alfred Hitchcock, Stanley Kubrick, Cecil B. DeMille und Otto Preminger haben beispielsweise die Trailer vieler ihrer Filme zu Klassikern der Form gemacht. Aber das ist die Ausnahme, die man sich durch Hartnäckigkeit oder Ruhm erkämpft haben muss. Normalerweise wurden die Trailer immer nach demselben Schema gedreht, und der Regisseur wurde nur pro forma konsultiert.

Erhalten Trailer durch DVDs und das Internet derzeit nicht als eigenständige Form wieder mehr Aufmerksamkeit?

Trailer waren schon immer beliebt, weil sie äußerst unterhaltsam sind, selbst wenn sie nicht gut sind. Früher funktionierten sie aufgrund ihrer hemmungslosen Übertreibung und weil sie Dinge versprachen, die die Filme nicht halten konnten. Die neueren Trailer haben zwar nicht diesen Camp-Faktor, aber dadurch, dass heute jeder Film seine eigene Website mit dazugehörigem Trailer hat, sind sie viel leichter zugänglich und verstärken die Vorfreude.

Wer darf Grindhouse Guru werden und Trailer kommentieren?

Leute, die hinter der Kamera stehen und Ahnung haben vom Prozess des Filmemachens. Das schließt sowohl Schauspieler wie auch Kritiker aus, stattdessen haben wir Regisseure, Drehbuchautoren und mit Rick Baker sogar einen Special-Effect-Künstler. Diese Auswahl sorgt für eine bestimmte Perspektive, die mir wichtig ist.

Wie findet die Auswahl statt?

Das ist alles ganz simpel: Jeder Guru kriegt eine Liste der Trailer und teilt uns dann mit, worüber er sprechen möchte, wobei er auch eigene Vorschläge machen kann. Dann kommen sie hier ins Büro, setzen sich vor die Kamera und sagen ihren Text auf, der manchmal vorbereitet ist, meistens aber nicht. Wir wissen vorher nie so genau, was gesagt wird, und das macht auch gerade so viel Spaß. Und mehr gibt’s dabei auch nicht zu holen, denn niemand verdient was an Trailers from Hell.

Wer trägt die Kosten?

Meine Firma Metaluna Productions, aber sie sind nicht sehr hoch. Außer einer Versicherung und einer technischen Grundausrüstung braucht man für eine solche Website nicht viel. Zeitaufwendig ist die Sache auch nicht sonderlich, nur der Schnitt kann manchmal etwas dauern, wenn jemand mal wieder dreimal so lang gesprochen hat, wie der Trailer dauert. Einige der Trailer sind leider sehr kurz, da kann man nicht viel unterbringen.

Was mich immer fasziniert, ist die Genauigkeit, mit der sich die Gurus an die erste Begegnung mit dem kommentierten Film erinnern.

Ja, das stimmt. Egal ob sie ihn zuerst als Kind im Fernsehen oder als Jugendlicher in einem Double Feature im Autokino gesehen haben, diese erste Begegnung hat bei allen Gurus einen großen Einfluss auf die Haltung zum Film. Sie erinnern sich an den Namen des Kinos, mit wem sie gegangen sind, wie viele Nächte sie hinterher nicht schlafen konnten. Ich glaube, dass darin sehr schön die Macht des Kinos zum Ausdruck kommt, Erlebnisse zu schaffen, die einen das ganze Leben begleiten können. Es ist fast stark wie die Erinnerung an die ersten sexuellen Erfahrungen.

Was ist mit den Kids von heute, wo machen die ihre Erfahrungen?

Heutzutage hat man überall die Gelegenheit, an Filme und Bilder zu gelangen, eine Vielzahl von Medien, vom Fernsehen über das Internet bis zum Handy, machen sie verfügbar. Leider gerät die Vergangenheit bei dieser Bilderflut immer mehr in Vergessenheit. Auch das ist einer der Gründe, warum ich Trailers from Hell ins Leben gerufen habe, weil die Filme, mit denen ich aufgewachsen bin und die für mich bedeutsam sind, zunehmend am Verschwinden sind. Die Kids haben keine Gelegenheit mehr, sie zu sehen, weil kein Kino sie mehr zeigt, und sie haben auch kein Interesse daran, weil sie von diesen Filmen noch nie gehört haben. Dieses Vergessen hat sich schon bis in die Studios ausgebreitet. Man muss mittlerweile bei einem Vorgespräch zu einem neuen Projekt sehr vorsichtig sein, auf welche Filme man sich bezieht. Wenn man da sagt: "Diese Szene funktioniert so ähnlich wie in Night of the Hunter", weiß niemand, wovon man spricht. Die neue Generation in Hollywood ist mit anderen Filmen aufgewachsen. Leider ist dadurch auch sehr viel Wissen über die Möglichkeiten des Kinos verloren gegangen.

Worum geht es in Ihrem neuen Film The Hole, dessen Dreharbeiten Sie gerade abgeschlossen haben?

Das ist mein Versuch, einen Horrorfilm für die ganze Familie zu drehen. Der Film ist in 3-D, aber es wird keine heraushängenden Augäpfel geben. Es ist ein psychologischer Gruselfilm über eine Familie, die in ein neues Haus zieht. Die Kinder, die mit dem Unzug nicht glücklich sind, finden im Keller eine verschlossene Tür. Aber wie das mit Türen so ist, wird sie schließlich doch geöffnet, und heraus kommen … Dinge. Dinge, die anders sind, als man es erwarten würde. Mehr möchte ich darüber nicht verraten.

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Joe Dante kommentiert 10 seiner liebsten Trailer

Trailers have changed a lot over the years; I personally prefer the hyperbolic studio trailers from the 40s and 50s. But you can’t go wrong with trailers supervised by the filmmakers themselves – Hitchcock, Kubrick and DeMille, for instance, had enough clout to raise many of the trailers for their films to the level of classics. Here are a few of my favorites:

Orson Welles: Citizen Kane (1941)



Just as he challenged the bromides of Hollywood filmmaking, Orson Welles created one of the most iconoclastic trailers ever, over which the RKO marketing department must have torn their hair out. An entire mini-production in itself, it’s very radio-based and contains no actual scenes from the movie. Narrated by an unseen Welles, it captures the brash tone of the entire rule-breaking enterprise perfectly.


Stanley Kubrick: A Clockwork Orange (1971)



Rapid-fire images cascade before you to the accompaniment of the William Tell Overture, accompanied by flash title cards. Totally cool. Let’s see a modern director get away with convincing the studio to limit the trailer to 60 seconds!


Stanley Kubrick: 2001 – A Space Odyssee (1968)

(Den 1-minütigen Trailer von 2001 habe ich im Netz nicht entdeckt, auf YouTube findet sich nur eine über 3 Minuten dauernde "offizielle" Variante mit erklärender Off-Stimme. The Wayward Cloud freut sich über Hinweise, wo man den 60-Sekunden-Trailer finden kann)

Again, a great music cue (the oft-parodied Zarathustra) runs over a one-minute montage of images – and when the images are as powerful as these you don’t need more than a minute. Capable of producing the same goosebumps as the feature itself.


Alfred Hitchcock: Psycho (1960)



One of the outstanding movie campaigns of all time. Hitchcock uses his cleverly-manipulated public image to take us on a witty tour of the Bates motel in what amounts to a brilliant short subject, nearly seven minutes long, which contains not a single shot from the movie itself. There’s a cheat, though – the girl in the shower at the end is not Janet Leigh but costar Vera Miles.


Alfred Hitchcock: The Birds (1963)



Again, no actual footage from the movie, just Hitch giving a dryly mordant 5-minute lecture on man’s inhumanity to birds in an oak-paneled library set. Highly entertaining, but the same formula (mixed with clips) didn’t work so well the next time out with Marnie.


Henry Koster: The Bishop’s Wife (1947)



No scenes from the movie, just Cary Grant, Loretta Young and David Niven outside the Goldwyn sound stages discussing why there shouldn’t even be a trailer to give away the plot of this popular Christmas fantasy.


Ray Kellogg: The Giant Gila Monster (1959)



As generic low-budget monster movies go, this Texas-made
teens-vs-reptile movie is pretty lame, but the trailer is a total classic. It’s the great wipe-on title cards that make it – "IT ALL STARTED LIKE AN ORDINARY RECORD HOP" and "AN AMAZING KONG-LIKE MONSTER – DEVOURING PEOPLE AS IF THEY WERE FLIES!"


Nathan Juran: Attack of the 50 Foot Woman (1958)



"INCREDIBLY HUGE!" the narrator screams somewhat redundantly. "THE MOST GROTESQUE MONSTROSITY OF ALL" crows the misogynist title card while the narration reminds us she was "ONCE A NORMAL VOLUPTUOUSLY BEAUTIFUL WOMAN" (aren’t they all?). Another bizarre cheapie with a hysterical trailer.


William Castle: The Tingler (1959)



William Castle, the poor man’s Hitchcock, liked to emulate the master by personally introducing the trailers for his gimmick-laden horror pictures. This trailer tubthumps his most notorious creation. Presented in Percept-O, it featured small seat buzzers placed strategically around the theaters in certain engagements, which went off at proscribed moments in the movie. Ballyhoo at its finest. I re-staged this sacred ritual in Matinee.


Jack Arnold: It Came From Outer Space (1959)



One of the earliest 1950s alien invasion films, this one has a surprisingly liberal bent for the period. The trailer sells the 3-D really hard, with star Richard Carlson expounding on how the "new entertainment miracle" of 3-D "makes the screen absolutely real and alive!" We’re told it’s "THE MOST MEMORABLE, THE MOST STARTLING EXPERIENCE OF YOUR LIFE!" Okay, that’s not exactly true, but seeing this in 3-D when I was a kid is one of the reasons I make movies today ... and the one I'm currently shooting, The Hole, is being filmed in digital 3-D!

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